Garten

Das Pilz-Zucht-Experiment

Auch wenn ich dem Herbst Jahr für Jahr nie wirklich etwas abgewinnen kann, erfreue ich mich unterwegs im Wald und an den Wegesrändern an jedem Pilz dem ich begegne! Ich finde sie einfach schön und beginne in diesen Momenten jeweils in Erinnerungen meiner Kindheit zu schwelgen. Mit meiner Oma oder auch mit meinen Eltern zogen wir kreuz und quer durch den Wald, immer auf der Suche nach schönen und essbaren Pilzen. Faszinierend finde ich besonders auch das Wissen über die Pilze (und andere Pflanzen), welches unsere Grosseltern natürlicherweise noch hatten und welches sich mit den Generationen nun leider immer wie mehr verliert.
Der Anblick vieler Pilze lässt so manche Menschen in eine ganz andere, ja sogar märchenhafte “Welt” eintauchen, in welcher der eigenen Phantasie keine Grenzen gesetzt ist.

Pilze sind unglaublich faszinierend. Auf eine gewisse Weise gehören sie für unser Verständnis zu den Pflanzen und dennoch funktionieren sie komplett anders als alles, was wir sonst aus der Pflanzenwelt kennen. Die Pilze bilden ein komplett eigenständiges Reich, welches parallel zur Tier- und zur Pflanzenwelt existiert.

Viel Spannendes liest man immer wieder über Pilze. Zum Beispiel, dass sie untereinander wie ein Netzwerk kommunizieren:

Pilze sind das soziale Netzwerk der Bäume

Oder auch dass aus Pilzen bereits ein Baustoff hergestellt wurde. Baustoff der Zukunft?

Nachhaltiger Baustoff Pilz

Letztes Jahr packte mich kurzerhand die Faszination Pilze und somit auch das Interesse an der Pilz-Zucht. Ich habe mich also eine Weile damit auseinandergesetzt und habe begonnen zu experimentieren.

Im Buch, welches ich mir zum Thema “Pilze züchten” besorgte, hatte ich bereits gelesen, dass die Zucht der Austernseitlinge das einfachste Verfahren, bzw. die anspruchsloseste Kultur ist. Somit entschied ich mich, als erstes einen Versuch damit zu starten, und ich hatte tatsächlich Erfolg.
Ich konnte so einige Pilze ernten. An den geernteten Stellen wuchsen die Pilze sogar noch ein – bis zwei Mal wieder nach.

Es hat richtig Freude gemacht zuzuschauen, wie diese Pilze aus den Öffnungen – der mit Pilzkultur beimpften Eimer – heraus spriessen und immer grösser wurden. Das Verfahren der Zucht mit der Austernpilz-Kultur ist ziemlich einfach.

Du brauchst dazu lediglich:


Eine Austernpilz-Kultur, auch Myzel genannt (ich habe sie auf Roggenkörner-Basis gekauft, mit der Idee die Kultur selber weitervermehren zu können)

Einen gut verschliessbaren Eimer mit Deckel, in den du Löcher mit ca. 5cm Durchmesser reinschneiden oder bohren kannst
. Ideal wäre ein lebensmittelechter Eimer. Ich selber fand auf die Schnelle gerade nur diesen vom Baumarkt (nicht Lebensmittelecht)

Eine grosse transparente Tüte / Sack, welche mindestens das Volumen des Eimers fasst


Holzspäne oder Sägemehl idealerweise von Laubgehölzen (funktioniert jedoch auch mit gewöhnlichem, natürlichen Nagereinstreu)

Abgekochtes, noch heisses Wasser

Etwas Geduld


Wichtig bei dem ganzen Verfahren ist es, so steril wie nur möglich zu arbeiten, damit sich keine fremden Pilze, Keime oder Kulturen ansiedeln können, denn diese könnten zur Folge haben, dass sich die erwünschten Pilze dadurch nicht entwickeln. Bei der Arbeit sollten aus diesem Grund idealerweise Einweg-Gummihandschuhe getragen werden.

Gib nun zuerst die Holzspäne in den sauberen transparenten Sack. Übergiesse dann die Holzspäne mit kochendem Wasser. Gib so viel Wasser hinzu, dass die Späne gut feucht, aber nicht tropfend nass sind und mische alles einmal gut durch. Das Ganze muss nun zuerst abkühlen bevor Du weiterarbeitest.
Nach dem Auskühlen, kannst du nun das Myzel oder die Austernpilz-Brut mit den Spänen in der Tüte vermengen.

Dann steckst Du die Tüte mit dem Myzel-Späne-Gemisch in den Eimer, in den Du zuvor einige Löcher in die Seitenwände mit einem Durchmesser von ca. 5cm gebohrt hast. Verschliesse den Sack durch mehrfaches zudrehen (ohne viel Lufteinschluss) und verschliesse den Eimer dann ebenfalls fest mit dem Deckel.

Dieser Eimer sollte nun so lange in einem warmen Raum (Wohntemperatur), lichtgeschützt gelagert werden, bis sich das Myzel oder die Pilz-Brut sichtbar ausgebreitet hat. Dass dies geschehen ist, erkennst Du daran, dass überall dort, wo Du durch die Löcher im Eimer durch die Tüte siehst, sich an diesen Stellen eine weisse Pilzbrut-Schicht gebildet hat. Sind diese Stellen fast komplett vom Pilz durchwachsen, ist der Moment da, an dem Du diese Stellen aufschneiden kannst. Schneide dort also zum Beispiel mit einem Japanmesser einfach das Plastik weg. Stelle den Eimer, wenn möglich nun an einen etwas kühleren Ort (damit erstellst Du eine Herbst-Imitation). Die Austernpilze sollten in den folgenden Tagen beginnen aus den Löchern zu spriessen!

Ein kleines Experiment im Glas

Hier ein ganz einfaches Experiment für alle die zu Hause einmal auf einfache Art ausprobieren möchten wie ein Pilz wächst. Sehr spannend auch für Kinder!

Kaufe ein bis zwei Stück frische Austernpilze. Zerschneide diese in viele kleine Stücke. Fülle diese Stücke in ein grosses Schraubglas. Gib etwa die gleiche Menge frischen Kaffeesatz in das Glas und vermische alles. Verschliesse dann das Glas mit dem Deckel nur ganz locker. Wichtig für einen Erfolg ist, dass Deine Hände und die Materialien bei jedem Arbeitsschritt sehr sauber sind. Sobald dieses Kaffeesatz-Pilz Gemisch nach ein paar Tagen mit weissem Pilz-Myzel durchwachsen ist, kannst Du das Volumen im Glas mit noch mehr frischem Kaffeesatz erhöhen. Halte das Ganze mit Wasser immer schön feucht, jedoch nicht so feucht, dass es im Wasser schwimmt. Öffne dann den Deckel und warte, bis aus der Kaffesatz-Pilz-Masse ein neuer Pilz hervor wächst!

Dieser Prozess dauert einige Tage, doch schliesslich sollte daraus ein neuer frischer Pilz zum Vorschein kommen.


Viel Freude damit!
🙂


Mein Fazit:

Die Pilzzucht ist zwar unglaublich spannend, sie war und ist für mich, je nach Kultur, jedoch auch immer wieder ernüchternd bis hin zu enttäuschend. Ich habe festgestellt, dass eine funktionierende Pilzzucht relativ viel Zeit, Erfahrung und vor allem das richtige Raumklima, die richtige Luftfeuchtigkeit und die richtigen Temperaturen benötigt.
Diese Aspekte haben mein Vorhaben, verschiedene Pilze in grösseren Mengen zu produzieren, erst einmal auf Eis gelegt. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich das Thema Pilz-Kulturen und Pilz-Zucht zu gegebener Zeit erneut aufgreifen werde.